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Bruno Baron v. Freytag Löringhoff

11.6.1912 - 28.2.1996

Zur Person

1912 in Bilderlingshof bei Riga geboren und 1918/19 zur Flucht nach Deutschland gezwungen, studierte er in Greifswald und München Mathematik, Physik, Musikwissenschaften und Philosophie. Als Mathematiker und Philosoph im besten Sinne vereinigte er in sich mathematischen Scharfsinn mit spezifisch philosophisch-kritischem Bewußtsein.

Bruno Baron v. Freytag Löringhoff

v. Freytag wandte sich denn auch zunächst der Erforschung einer in ihrer Tradition auf Platon zurückgehenden Grundfrage der Philosophie der Mathematik zu der Frage nach der sog. idealen Seinsweise des Mathematischen. Hierbei ließ er sich von Denkansätzen leiten, die der Greifswalder Philosoph Günther Jacoby, bei dem er dann 1936 promovierte, in seiner Ontologie konzipiert hatte.

Überhaupt ist der philosophische Ansatz Jacobys - neben dem seines weiteren philosophischen Lehrers Nicolai Hartmann - für sein gesamtes Philosophieren bestimmend geblieben. Auch v. Freytags zentrale philosophische Leistung, die Darstellung der sog. klassischen Logik in neuer symbolischer Gestalt sowie die dadurch möglich gewordene Weiterentwicklung dieser Logik, geht auf Anregungen Jacobys zurück.

Über viele Jahrzehnte arbeitete er an der Ausgestaltung seiner Grundthese, welche besagt, daß die auf die klassische Logik zurückgehende Begriffslogik die allgemeine und grundlegende Logik schlechthin darstellt, daß dagegen alle Spielarten der sog. mathematischen Logik lediglich im Hinblick auf spezielle Probleme der Anwendung detailierter Ausführen, was in dieser Idee der "reinen" Logik bereits vorgezeichnet ist. Dieses Verhältnis der "Logistik" zur philosophischen Logik war bereits Thema der Schrift "Die Leistungen der Logik und die logischen Leistungen der Logistik" gewesen, mit der sich v. Freytag 1944 in Freiburg und 1947 in Tübingen habilitierte.

Es folgten eine Reihe weiterer Veröffentlichungen zum Thema Begriffslogik, zunächst als Aufsätze. Nach erfolgreicher Dozentenzeit lehrte v. Freytag ab 1955 als Professor für Philosophie an der Universität Tübingen. In diese Zeit fallen die wesentlichen Veröffentlichungen zur Logik, insbesondere sind "Logik I" von 1955 (5. Auflage 1972) und "Logik II" von 1967 zu nennen.

Logik I

Neben der theoretischen Beschäftigung mit dem Thema wurden die Ergebnisse auch praktisch umgesetzt, und zwar in Computerprogramme. Genauere Angaben zum begriffslogischen Ansatz v. Freytags finden sich unter diesem Verweis.

Nach seiner Emeritierung 1977 erfolgte der Umstieg von den Rechnern des Tübinger Rechenzentrums auf PCs. Dieses gipfelte letztlich in der Tübinger Logik.

Der zu Beginn seiner Beschäftigung mit der Logik noch sehr ausgeprägte, durch Jacoby vorgegebene, Gegensatz zwischen "Logik" und "Logistik", schwächte sich in späteren Jahren erheblich ab. Dieses wurde nicht zuletzt möglich durch die Untersuchungen seines Schülers Johann Michael v. Petzinger, dessen Doktorarbeit das Verhältnis von Begriffs- und Urteilslogik klärte.

Neben der hauptsächlichen Beschäftigung mit der Logik dürfen aber auch andere Wirkungsfelder nicht vergessen werden: So gelang ihm 1957 die Rekonstruktion einer verloren gegangenen und nur in dürftigen Skizzen überlieferten Rechenmaschine des Tübinger Astronomieprofessors Wilhelm Schickard. Auch die Frage von "Freiheit und Zufall" beschäftigte ihn zeitlebends.

Prof. Dr. Bruno Baron von Freytag Löringhoff starb am 28. Februar 1996 an den Folgen eines Schlaganfalles, der ihn bereits über mehrere Monate ans Bett gefesselt hatte.

Persönliche Erinnerungen

Eine schöne Würdigung findet sich auch bei Dr. Bruno Hartmann.

Auszugsweise Schriften von Bruno Baron v. Freytag Löringhoff

  1. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Die ontologischen Grundlagen der Mathematik. Eine Untersuchung über die Mathematische Existenz. Verlag Niemeyer, Halle, 1937
  2. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Über den Begriff der Situation, Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie, 1939, Band 32, Heft 2, Seite 170-174
  3. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Zur Seinsweise der mathematischen Gegenstände, Deutsche Mathematik, 1939, Band 4, Heft 2, Seite 238-240
  4. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Die Leistungen der Logik und die logischen Leistungen der Logistik. Habilitation, Freiburg/Tübingen, 1944/1947
  5. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Gedanken zur Philosophie der Mathematik. Westkulturverlag, Meisenheim/Glan, 1948
  6. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Über das System der modi des Syllogismus, Zeitschrift für philosophische Forschung, 1949, Band 4, Heft 2, Seite 235-256
  7. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Zur Logik als Lehre von Identität und Verschiedenheit, Actes du Xléme Congrés international de Philosophie Bruxelles, 1953, Band 5, Seite 19-24
  8. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Über die Bedeutung der Mathematik für die Philosophie, Studium Generale, 1953, Band 6, Heft 10, Seite 600-605
  9. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Über eine in der Logik verborgene ars inveniendi im Dienste der wissenschaftlichen Begriffsbildung, Actes du deuxiéme Congrés international de lùnion internationale de Philosophie des Sciences Zürich, 1954, Band 3, Seite 14-18
  10. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Über das hypothetische Urteil und das Problem des Rückschlusses auf seine Prämissen, Zeitschrift für philosophische Forschung, 1955, Band 9, Heft 1, Seite 56-76
  11. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Logik I. Das System der reinen Logik und ihr Verhältnis zur Logistik, 1972, 5. Auflage, Stuttgart, Verlag Kohlhammer
  12. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Neues zum Rückschlußproblem. Eine Erwiderung, Zeitschrift für philosophische Forschung, 1958, Band 12, Heft 2, Seite 253-262
  13. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Eine Tübinger Rechenmaschine aus dem Jahre 1623, Heimatkundliche Blätter für dem Kreis Tübingen, 11. Jahrgang, Nr. 3, Juli 1957
  14. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Die erste Rechenmaschine stand in Tübingen, Staatsanzeiger für Baden-Würtemberg, 31.07.1957
  15. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Über die erste Rechenmaschine. Physikalische Blätter, 14. Jahrgang, 1958, Heft 8, Seite 361 - 365
  16. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Probleme und Strukturen im Begriff "Situation", Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie, 1958, Band 44, Heft 2, Seite 175-188
  17. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Günther Jacoby 80 Jahre alt, Zeitschrift für philosophische Forschung, Band 15, Heft 2, 1961, Seite 237 - 250, Ergänzung Heft 3, Seite 496.
  18. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Über das Enthaltensein der Aussagenlogik in der Begriffslogik. Ein Beitrag zur Einheit der Logik, Zeitschrift für philosophische Forschung, 1961, Band 15, Heft 4, Seite 541-555
  19. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Prof. Schickards Tübinger Rechenmaschine von 1623 im Tübinger Rathaus, Kleine Tübinger Schriften, Heft 4, 1961
  20. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Die erste Rechenmaschine: Tübingen 1623, Humanismus und Technik, Band 9, Heft 2, 1964, Seite 45 - 55
  21. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von und Brekle, Herbert E., L'art de penser, la logique de Port-Royal, Neuausgabe der ersten Auflage von 1662, Friedrich Frommann Verlag, Stuttgart - Bad Cannstatt 1965
  22. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Der wandernde Schatten, Kleine Anleitung zum Verständnis und zum Bau von Sonnenuhren, Codex-Verlag, Gundholzen, 1966
  23. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Logik II. Definitionstheorie und Methodologie des Kalkülwechsels, 1967, Stuttgart, Verlag Kohlhammer
  24. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Eine vorläufige Mitteilung über ein Verfahren, Theorien und dergleichen mit Hilfe eines Computers logisch zu untersuchen, Zeitschrift für Philosophische Forschung, 1970, Band 24, Heft 3, Seite 443-449
  25. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Über einen Irrtum Bolzanos und das Verhältnis zwischen Begriffs- und Urteilslogik, Zeitschrift für Philosophische Forschung, 1971, Band 25, Heft 3, Seite 327-344
  26. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Bolzanos Gegenbeispiel ist nicht zu retten. Ein Schlußwort, Zeitschrift für Philosophische Forschung, 1972, Band 26, Heft 4, Seite 569-572
  27. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Wilhelm Schickard und seine Rechenmaschine von 1623, Graef, Martin (Hg.) 350 Jahre Rechenmaschinen, Vorträge eines Festkolloquiums, München 1973
  28. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Werbung für Philosophie, Meisenheim/Glan, 1973
  29. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von und Petzinger, Johann-Michael von, Zur Logik der Individualbegriffe, Zeitschrift für philosophische Forschung, 1974, Band 28, Heft 3, Seite 443-454
  30. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Günther Jacoby. Biographie, Neue deutsche Biographie, 1974, Band 10, Seite 253-254
  31. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Neues System der Logik. Symbolisch-symmetrische Rekonstruktion und operative Anwendung des aristotelischen Ansatzes, 1985, Hamburg, Verlag Felix Meiner
  32. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Wilhelm Schickard und seine Rechenmaschine von 1623, Attempto Verlag, Tübingen, 1987
  33. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von und Schramm, Matthias, Computus, Die astronomischen Rechenstäbchen von Wilhelm Schickard, Attempto Verlag, Tübingen, 1989
  34. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Zur Gegenwart und Zukunft der Tübinger Logik, 1990, Attempto Verlag, Tübingen, (Mit Diskette)
  35. Freytag Löringhoff, Bruno Baron von, Die alte Logik wird wieder jung, in: Wissenschaftliche Beiträge der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Günther Jacoby (1881-1969) Zu Werk und Wirkung, Seite 38-47, Greifswald 1993
  36. Jacoby, Günther, Allgemeine Ontologie der Wirklichkeit, Erster Band, 2. unveränderte Auflage mit einer Einleitung von Bruno Baron von Freytag Löringhoff, Max Niemeyer Verlag, Tübingen, 1993
  37. Jacoby, Günther, Allgemeine Ontologie der Wirklichkeit, Zweiter Band, 2. unveränderte Auflage mit einer Einleitung von Bruno Baron von Freytag Löringhoff, Max Niemeyer Verlag, Tübingen, 1993

Impressum

Die Angaben zur Person basieren zum Teil auf einem in der Zeitschrift für philosophische Forschung erschienen Artikel mit dem Titel

Bruno v. Freytag Löringhoff 65 Jahre alt

von Walter Gölz